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Wir müssen unser bisheriges Vorgehen nicht entsorgen, wir müssen es vielmehr um die systemische Perspektive erweitern. Die systemische Ausweitung der Entscheidungsfindung hat es jedoch in sich:

Nicht nur die menschliche Gesellschaft reagiert auf die Biosphäre, sondern die Biosphäre reagiert zum Teil heftig auf die Eingriffe der menschlichen Kultur. Dabei ist die heutige Biosphäre kein wissenschaftlich umfassend bekanntes System, das wir einfach kontrollierbaren oder gar für unsere Zwecke optimieren können. Ausserdem ist die zukünftige Evolution für uns kaum vorhersehbar. Mit anderen Worten, wir gestalten unsere Zukunft zwar kostenminimal aber ansonsten mit ganz engen Scheuklappen.

Mit der Erweiterung der Entscheidungsfindung um die systemische Dimension ist die gewohnte Optimierung eines eng definierten Sachverhalts (Partialanalyse) nicht mehr hinreichend. Im Gegenteil, mit der systemischen Dimension können die positiven Effekte der Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Spezien/Organisationen die partielle Betrachtung sogar dominieren. Deshalb steigt die Systemleistung und die Stabilität (Resilience) von Ökosystemen in aller Regel mit der (Bio)Diversität an.

Die grösste Herausforderung ist jedoch die Tatsache, dass mit der Anerkennung einer systemischen Perspektive subjektive (ethische) Aspekte wieder eine gewichtige Rolle im Entscheidungsfindungsprozess übernehmen, und zwar in zweifacher Hinsicht.

In einem Universum, in dem alles mit allem verbunden ist sind keine klaren Grenzen gegeben. Die Frage, wer oder was zu einem System gehört spiegelt deshalb immer auch die Entscheidung wider, wofür ein System die Verantwortung übernehmen will, oder anders formuliert, wann die Externalisierung von Problemen eine akzeptable Lösung darstellt und wann nicht.

Jede partielle Aktion innerhalb eines Systems steht immer auch in Relation zum Systemzweck. Anders als bei den Naturwissenschaften gibt es in Punkto Systemzweck aber keine allseits akzeptierte Definition. Andererseits braucht es zumindest eine breit abgestützte Arbeitshypothese für diesen Systemzweck. Die vielfach gebräuchliche Kostenminimierung hilft da kaum weiter, da sie ebenfalls das Ergebnis einer Partialoptimierung ist und darüber hinaus ein bekanntes Universum ohne Macht unterstellt.

Mit anderen Worten, unsere Gesellschaft muss sich der Frage stellen, welchen Teil der Welt sie für sich beansprucht, in welcher Form, mit welchem Recht, und wofür sie Verantwortung übernimmt. Traditionell waren dafür die sogenannten Schöpfungsmythen zuständig. Angesichts der ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Tage scheint es fast so als ob wir gefordert sind, einen naturwissenschaftlich aufgeklärten Mythos für eine nachhaltige Gesellschaft zu formulieren.

Hier kommt das analytische Konzept sinngeleiteter co-evolutionärer Systeme (Systems Guided by Meaning) ins Spiel, das für die Analyse und den Weg zum Konsens bestens dafür geeignet ist, diesen Wandel zu begleiten.