Wir begreifen die Wirtschaft als ein kulturell bestimmtes System, das in die Systeme der Bio-Geo-Chemo-Sphäre eingebettet ist. Ihr Hauptzweck ist es, die Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen zu organisieren.
Wie die Biosphäre ist die Wirtschaft analytisch am besten als komplexes co-evolutionäres System zu verstehen. Da solche Systeme kaum vorhersehbar oder gar kontrollierbar sind, sind die Leitprinzipien für die ökonomische Analyse entscheidend für die Entscheidung, was in der ökonomischen Sphäre zu tun ist. Entgegen der komplexen Natur ökonomischer Systeme hat die konventionelle Wirtschaftstheorie versucht, mathematische Modelle zu etablieren, die von stets stabilen Systemen in Gleichgewichten ausgehen, die durch zufällige Schocks gestört werden.
Nachdem ich mich eingehend mit solchen mathematischen Modellen beschäftigt habe, musste ich feststellen, dass nichts irreführender sein kann als diese Annahmen. Im Gegenteil, komplexe Systeme zwingen einen dazu, sich von der Idee einer datenbasierten Systemsteuerung zu verabschieden und stattdessen die Anzahl der Variablen zu reduzieren, die man beeinflussen möchte (Nudging). Es stellt sich immer noch die Frage, in welche Richtung wir denn das System beeinflussen sollen, und wie? Hier taucht wie zuvor die Frage nach der Identität oder dem Zweck des Systems auf, denn langfristig ist es nicht nur wichtig, die empirischen Verhaltensprinzipien eines Systems zu kennen, sondern auch die qualitativen Standards/Prinzipien, die ein System widerspiegeln soll.
Nichtsdestotrotz ist die konventionelle ökonomische Argumentation wichtig, da sie die derzeit etablierten Grenzen und Entscheidungsprozesse in der Ökonomie beschreibt.