Das analytische Konzept co-evolutionärer, sinngeleiteter Systeme bildet den Grundrahmen unserer Überlegungen. Es ist für den klassischen empirischen Ansatz, insbesondere im Hinblick auf dynamische Muster. Zudem trägt es der Tatsache Rechnung, dass systemische Regeln und Vorschriften nicht nur durch Naturgesetze bestimmt sind, sondern dass systemische Zwecke menschlicher Systeme und unsere Interpretation der Biosphäre kulturell bestimmt sind. Je nachdem welche theoretischen Zielvorstellungen und Abwägungs-Mechanismen in einer Kultur zum Tragen kommen, werden sich in der Realität die mit diesen Annahmen kompatible Strukturen innerhalb der gültigen Naturgesetze ausbilden. In der Sprache der Bibel hiess das wohl «das Wort ward Fleisch». Die reale Welt spiegelt somit immer auch die kulturell bedingte Bedeutung wider, die durch den Zweck, die Regeln und Vorschriften repräsentiert wird, die sich aus einer kulturspezifischen Weltanschauung ergeben.
Oftmals weisen wir Menschen den Systemen diese Zwecke zu. Ein Zweck und die daraus abgeleiteten Regeln und Vorschriften können aber nicht nur aus der eigenen Weltanschauung resultieren, sie können vereinbart sein oder werden einfach durch die eigene Macht aufgezwungen. Unsere Praxis der letzten 150 – 200 Jahre, Weltanschauungen als reine Privatsache zu betrachten lässt sich angesichts der drohenden Strukturveränderungen der Biosphäre nicht mehr aufrechterhalten.
Die Akzeptanz dieses Sachverhalts bewirkt zwei weitreichende Konsequenzen für die Entscheidungsfindung. Die Erweiterung der relevanten Dimensionen bei der Analyse co-evolutionärer Systeme erfordert die Einführung sowohl subjektiver, normativer Variablen in den konventionellen systemischen Rahmen, als auch die gleichzeitige Analyse sowohl der individuellen als auch der systemischen Perspektive in jeglichen Entscheidungsprozessen.
Das Konzept sinngeleiteter co-evolutionärer Systeme bietet eine Plattform, um die jeweils gültige Identitität verschiedenster Systeme zu formulieren. Dies ist sicher heikel und wie die Geschichte gezeigt hat, ermöglicht die Formulierungsmacht die Möglichkeit zu diktatorischem Missbrauch. Doch die Alternative wäre das Recht des Stärkeren und wozu das führen kann, wissen wir leider zu genüge.